Wie fühlt es sich an, eine Gasmaske zu tragen? Wie fühlt es sich an, auf Leben und Tod zu kämpfen? Wie fühlt es sich an zu wissen, dass man jeden Moment sterben könnte? Oder wie fühlt es sich an, einen seiner besten Freunde zu verlieren? Um das nachfühlen zu lernen, nahm die Schauspielerin Katharina Breier uns, die Klasse 8a, am 8.Juli mit auf eine Zeitreise in die Jahre des ersten Weltkrieges.
Für diesen Trip mussten wir gar nicht weit gehen:
Die Darstellerin schaffte es mit dem Theaterstück „Im Westen nichts Neues“, die Atmosphäre des Krieges in unser Klassenzimmer zu bringen. Sie stellte den Alltag eines Soldaten an der Westfront dar. Doch dies war nicht nur irgendeine erfundene Geschichte. Nein, das Theaterstück, welches sich an den gleichnamigen Roman von Erich Maria Remarque anlehnt, basiert auf einer wahren Begebenheit. Es schildert die Schrecken des Krieges aus der Sicht des jungen Soldaten Paul Bäumer, verkörpert durch Katharina Breier. Bäumer und seine Klassenkameraden werden von ihrem Lehrer zum Wehrdienst genötigt, ohne je eine Perspektive für ihr Leben entwickeln zu können. An der Front merken sie schnell, dass zuhause Gelerntes keinerlei Bedeutung hat, sondern nur das Überleben zählt. Als Bäumer nach einem Jahr einen Heimaturlaub antreten darf, merkt er, dass das „normale Leben“ nicht mehr zu ihm passt, und er kehrt zurück zu seinen Kameraden an der Front. Kurz vor Kriegsende stirbt tragischerweise noch Katczinsky, einer seiner besten Freunde, durch einen abgebrochenen Splitter. Damit endet das Stück.
Bei so einem spannenden Thema saßen wir natürlich mucksmäuschenstill da, als Katharina uns allen am Anfang kräftig die Hände schüttelte und sich mit „Bäumer, mein Name ist Bäumer“ vorstellte. Zuerst herrschte deshalb ein wenig Verwirrung, doch diese legte sich im Verlauf des Klassenzimmerstücks. Dem Thema entsprechend war die Darbietung öfter laut. Vor allem als Bäumer auf einmal lauthals schrie: „Unter die Tische! Schnell! Fliegeralarm!“ und uns dabei von den Stühlen zog. Ohne zu widersprechen folgten wir der Anweisung. Natürlich wollten wir nicht in einen Bombenhagel geraten. „Gas! Gas! Gas!“. Wir erschreckten uns sehr, denn Bäumer knallte uns auf einmal jedem von uns Gasmasken vor die Nase. Zuerst wussten wir nicht, was wir damit anfangen sollten, doch es gab anscheinend einen Giftgasanschlag von der feindlichen Front. Daher zogen wir die Masken auch sogleich an. Das sah teilweise sehr witzig aus. Jemand anderes, der an dem Tag zufällig in unser Klassenzimmer gekommen wäre, hätte sich wohl gefragt, was da los ist. Die Krönung war aber, dass unser Klassenkamerad Alexander mit Paul Bäumer zu der Musik eines alten Grammophons tanzte, als er auf Heimaturlaub war.
Das Stück hat uns den Krieg und die Angst, die man empfindet, aber auch die Bedeutung von Freundschaft näher gebracht. Und zudem hat es unser Interesse am Theater geweckt. Bei dem anschließenden Stuhlkreis löcherten wir Katharina Breier und die sie begleitende Regisseurin mit Fragen: War es schwierig den ganzen Text auswendig zu lernen? Welche Stelle war am verzwicktesten für Sie zu spielen? Wie lange haben Sie gebraucht, um das einzustudieren? Macht es Ihnen mehr Spaß auf der Bühne oder im Klassenzimmer zu spielen? All unsere neugierigen Fragen wurden geduldig beantwortet.
Dadurch, dass wir auch durch die Fragerunde miteinbezogen wurden und die Schauspielerin, nicht, wie auf der Bühne, sehr weit weg war, sondern direkt neben uns stand, war es eine sehr interaktive Darbietung. Deshalb konnten wir uns gut in das Leben des Soldaten hineinversetzen und fühlten wirklich, was es bedeutet im Krieg zu kämpfen, Gasmasken zu tragen und wie es ist, einen wichtigen Menschen zu verlieren. „Trommelfeuer, Sperrfeuer, Gardinenfeuer, Minen, Gas, Tanks, Maschinengewehre, Handgranaten – Worte, Worte, aber sie umfassen das Grauen der Welt“. Diese Sätze von Paul Bäumer lassen uns auch im Nachhinein noch einmal über die Gefühle in solch einer Situation nachdenken.
Judith Lukanowski, Hannah Neckel und Hanna Peterek (Klasse 8a)
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Krieg im Klassenzimmer
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